Frauentag: Zersplitterte Demos in Leipzig und Ermittlung gegen Unbekannte

Demonstrationen zum Weltfrauentag in Leipzig – mit Protest gegen den Protest: Weil am Augustusplatz die umstrittenene pro-palästinensische Gruppe Handara präsent ist, bilden sich zwei weitere Kundgebungen. Die Polizei ermittelt wegen beschmierter Säulen vor der Oper.

Ein voller Augustusplatz am Freitagnachmittag in Leipzig – aus unterschiedlichen Gründen. Auf der Gewandhaus-Seite feierte der italienische Markt kulinarische Genüsse. Vor der Oper wurde zum Weltfrauentag protestiert. Das „Bündnis 8. März“ hatte unter dem Motto „Gemeinsam gegen den Rechtsruck und sozialen Sparkurs – feministisch kämpfen jetzt“ zur Kundgebung aufgerufen.

Allerdings ist frau sich beim Kampf für Gleichberechtigung und gegen die Diskriminierung nicht einig. Weil auf dem Augustusplatz angeblich autoritäre antisemitische Gruppen zu den Teilnehmenden gehörten – auch die umstrittene pro-palästinensische Gruppe Handala hatte sich angemeldet –, grenzten sich mehrere Bündnisse ab und formierten zwei weitere Demonstrationen.

Gegenveranstaltung in der Kolonnadenstraße

Vom Connewitzer Kreuz zogen der Verein Frauenkultur Leipzig, die Gewerkschaft Verdi, das Netzwerk „Leipzig nimmt Platz“ und der Deutsche Gewerkschaftsbund bis in die Kolonnadenstraße. Dort verschmolzen sie mit dem Protest „Für einen emanzipatorischen 8. März“.

Es waren mehrere Hundert Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die sich gegen Rassismus, Patriarchat und Femizide aussprachen. In der Straße wohnte die Studentin Sophia L., die 2018 von einem Lkw-Fahrer getötet worden war.

Rund 2000 Menschen waren es vor der Oper, die unter anderem die Beiträge von „Bündnis 8. März“ und eben der Handala-Gruppe hörten, laut deren Rede der „palästinensische Kampf als feministisch und als intersektional verstanden werden“ soll. Handala wird vorgeworfen, den Überfall der radikal-islamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober verharmlost zu haben.

Das „Bündnis 8. März“ solidarisierte sich in seinem Beitrag „mit allen Frauen, Lesben, inter, nicht- binären, trans und agender Personen und allen, die vom Patriarchat unterdrückt werden“. Auch die Gruppen „Revolutionäre Frauen“, „Zora“, „Women Life Freedom“ und das feministische Kollektiv „Abya Yala Libre“ ergriffen das Wort.

Am Vormittag vor der Demonstration waren auf dem Platz drei Lichtsäulen an den Parkhaus-Zugängen von Unbekannten mit Slogans wie „Frauen auf zur Revolution“ sowie Symbolen in roter Farbe besprüht worden. Die Versammlungsbehörde hatte zuvor zwar die Nutzung von Sprühkreide auf der Demonstration erlaubt – um die handelt es sich hier offenbar nicht.

„Der Sachschaden beläuft sich nach ersten Schätzungen auf circa 1000 Euro“, vermeldet die Polizei. Die Behörde „sicherte Spuren und hat die Ermittlungen wegen Sachbeschädigung aufgenommen“.

Bedauern über Spaltung

Die Organisatoren der Versammlung auf dem Augustusplatz haben Kritik an der Teilnahme pro-palästinensischer Gruppen mit dem Hinweis zurückgewiesen, ihr Bündnis bestehe „maßgeblich aus Einzelpersonen“. Die Spaltung des Protestgeschehens konnten die Organisatoren damit nicht verhindern. „Bedauerlich“, sagte ein Ordner, „es gibt leider unterschiedliche Grundhaltungen“. Nach den Reden zogen die Demonstrierenden über Teile des Leipziger Rings.

Während auf dem Augustusplatz mehrere Palästina-Flaggen geschwenkt wurden, waren diese in der Kolonnadenstraße unerwünscht. Auch hier kritisierten Rednerinnen aus dem linken Spektrum unter anderem „diese Gesellschaft und dieses System“, weil es nicht gelinge, die unter dem Begriff Flinta summierten unterdrückten Menschen zu schützen sowie zu stärken.


Valentin Dreher 08.03.2024

Unbekannte beschmieren „Milchtöpfe“ auf dem Augustusplatz

Unbekannte haben am Freitagmorgen drei Eingänge zum Parkhaus auf dem Augustusplatz beschmiert. Die Botschaften sind politisch. Die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen.

Im Vorfeld einer Kundgebung anlässlich des Weltfrauentages haben Unbekannte am Freitag drei Eingänge zum Parkhaus auf dem Augustusplatz mit Graffiti beschmiert. Sie werden im Volksmund auch „Milchtöpfe“ genannt. Laut Polizei wurden die Schmierereien (Hammer und Sichel) und politischen Botschaften zwischen 5.30 und 12.30 Uhr angebracht.

Die Graffiti rufen augenscheinlich zur Gründung einer neuen kommunistischen Partei auf. Die Polizei hat Spuren gesichert und Ermittlungen wegen Sachbeschädigung aufgenommen. Der Schaden beläuft sich laut Polizei auf etwa 1000 Euro.

Kritik an Versammlung zum Weltfrauentag

Die Versammlungsbehörde hatte den Teilnehmern der Demonstration unter dem Titel „Feministisch kämpfen jetzt!“ zuvor die Nutzung von wasserlöslicher Sprühkreide auf dem Augustusplatz erlaubt. Laut Auskunft der Polizei handelt es sich bei den Graffiti aber um wasserfeste Farbe, sodass diese aufwendig entfernt werden muss.

An der Versammlung auf dem Augustusplatz war in linken Kreisen zuvor Kritik laut geworden. Neben kommunistischen Gruppen rief zu der Demonstration auch das umstrittene propalästineneische Bündnis Handala auf. In einem Instagram-Post von Handala heißt es: „Lasst diesen Freitag zu einer Eskalation im Kampf gegen den völkermörderischen Krieg in Gaza werden“. Handala wird vorgeworfen, den Überfall der radikalislamistischen Hamas auf Israel am 7. Oktober verharmlost zu haben.